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🚨06.02.2021 Bergwacht und Polizei klären Lichtquellen am Fuderheuberg ab

Wanderer waren nach Sonnenaufgangstour lediglich mit Sirnlampen im Abstieg – vermeintliche Lichtzeichen sind nur selten wirklich ein Notsignal


PIDING – Bergwacht und Polizei haben am Samstagmorgen auf der Südostseite des Geißaibls am Fuderheuberg unklare Lichtquellen abgeklärt, die ein Spaziergänger bereits einige Zeit zuvor noch im Morgengrauen von Sankt Zeno aus gesehen und über Notruf gemeldet hatte, da sie sich nach seiner Einschätzung im weglosen Steilgelände 200 Meter oberhalb des Campingplatzes befanden und er nicht sicher war, ob eine Notlage vorliegt. Die Reichenhaller Polizei forderte gegen 8 Uhr die Bergwacht zur Unterstützung an, wobei vom Parkplatz am Landratsamt aus mit Ferngläsern und Teleskop keine Menschen im während des Winters laublosen und deshalb recht gut einsehbaren Bergwald zu sehen waren. Zur genaueren Abklärung forderte der Einsatzleiter das Team des Technikbusses der Bergwacht Chiemgau an, das das Gebiet mit der Drohne abfliegen sollte. Die Polizei hatte währenddessen ein Auto am Wanderparkplatz Staufenbrücke entdeckt und den Halter ermittelt; das Pärchen war zum Sonnenaufgang auf den Berg gegangen und dann zum Zeitpunkt der Beobachtung mit Stirnlampen abgestiegen. Der Einsatzleiter der Bergwacht rief sie an, wobei sie mitteilten, dass kein Notfall vorliegt, weshalb der Technikbus noch auf der Anfahrt wieder umkehren konnte und der Einsatz gegen 9.30 Uhr beendet wurde. 13 Einsatzkräfte der Bergwachten Bad Reichenhall und Teisendorf-Anger waren in Bereitschaft, um sofort ausrücken zu können, falls tatsächlich was passiert sein sollte. Diese Lichtquellen am Berg werden vor allem im Bereich des Reichenhaller Talkessels mit seinen gut einsehbaren Bergflanken von vielen Menschen auch auf weite Entfernungen gesehen, oft als alpines Notsignal missverstanden und deshalb bei Leitstelle und Polizei gemeldet. In Insider-Kreisen werden diese Nachforschungen der Bergwacht scherzhaft auch als „Glühwürmchen-Einsätze“ bezeichnet. So gut wie immer sind nur Bergsteiger mit Stirnlampen unterwegs; bedingt durch Richtungsänderungen, das Gelände und die Vegetation sieht es vom Tal dann oft so aus, als würde jemand bewusst blinken, wobei die Lichter aber nur zwischen Latschen und Felsen verschwinden und dann wieder auftauchen. Den Bergsteigern ist oft gar nicht bewusst, wie gut und wie weit sie sichtbar sind und Aufmerksamkeit erregen. Abhilfe schaffen Farbfilter auf den Leuchtköpfen und der defensive Einsatz der Lichter. „Die besorgten Melder verhalten sich aber völlig richtig. Da aufgrund der derzeit doch frostigen Temperaturen nach Sonnenuntergang auch schnell der Handyakku zusammenbricht, kann nicht jeder gleich einen Notruf absetzen; für uns ist es als Einsatzleiter aber sehr schwer zu beurteilen, ob ein Notfall vorliegt oder nicht. Allgemeine Lichtquellen ohne Notlage oder besondere Lichtzeichen, die eine alpine Notlage signalisieren, lassen sich vom Tal aus insbesondere bei Wetterverschlechterung und einsetzendem Niederschlag oder Nebel nur schwer unterscheiden. Wir tragen die Verantwortung und müssen über längere Zeit den Abstieg beobachten und dann entscheiden, ob wir eine Fußmannschaft losschicken oder nicht“, erklärt Regionalleiter Dr. Klaus Burger.

Bemerken Bergsteiger Blaulicht oder Lichtsignale aus dem Tal, ist eine Mitteilung über die vorwahlfreie Notrufnummer 112 bei der Leitstelle für uns sehr hilfreich, In einer echten Notlage sollte man das Alpine Notsignal verwenden: Sechs mal in der Minute, also alle zehn Sekunden ein Licht-, Laut- und Winkzeichen absetzen, danach eine einminütige Pause einhalten und wieder von vorne beginnen, bis jemand antwortet oder Hilfe eintrifft. Das Antwortsignal der Helfer für eingeleitete Rettungsmaßnahmen setzt sich aus Licht-, Laut- oder Winkzeichen zusammen, die dreimal in der Minute, also alle 20 Sekunden auftreten. Viele Stirnlampen haben einen automatischen SOS-Modus; die missbräuchliche Verwendung ist strafbar. Naturschutz- und Jagdverbände betrachten die vermehrten nächtlichen Aktivitäten im Gebirge besonders während der kalten und schneereichen Witterung mit Sorge und bitten Bergsteiger und Sportler um Rücksicht und Respekt vor den Wildtieren, denen der zusätzliche Energieverbrauch bei der Flucht das Leben kosten kann.



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