Aufwendige fast sieben Stunden lange Rettungsaktion für die Bergwacht und die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“: Retter können Patienten in überhängender Felswand nur mit 200 Meter Dyneema-Seil erreichen
SCHNEIZLREUTH/JETTENBERG – Ein 24-jähriger Slowene ist am frühen Freitagnachmittag in der neuen Kletterroute Mixed Arts (7) an der Wartsteinwand auf der Nordseite der Reite Alpe ums Leben gekommen. Der junge Mann war den Ermittlungen der Alpinen Einsatzgruppe (AEG) der Polizei zufolge in der schwierigen Route im Vorstieg unterwegs, als ihm in der sechsten Seillänge kurz vor dem nächsten Standplatz offenbar ein Stück Fels ausbrach; er stürzte rund 40 tief ins Seil und riss dabei alle sechs zuvor angebrachten mobilen Zwischensicherungen aus der Wand, wobei er am Fels aufschlug und mit einer Kopfverletzung bewusstlos am Seil hängen blieb.
Der erfahrende 24-jährige Alpinist war mit einem Landsmann in der Route unterwegs, die sich dadurch auszeichnet, dass man sie hauptsächlich selbst absichern muss und sie sich im 7. Schwierigkeitsgrad bewegt. Als gegen 13.45 Uhr der Notruf einging, schickte die Leitstelle Traunstein die Bergwachten Bad Reichenhall und Teisendorf-Anger, den Ruhpoldinger Bergwacht-Notarzt und die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ los. Die Einsatzkräfte konnten weder den Verletzten noch den Seilpartner in der senkrechten und stellenweise überhängenden Wand per Heli direkt erreichen, weshalb „Christoph 14“ mit dem langen Rettungstau zwei Bergretter auf einem Felsband knapp unterhalb des Verletzten und vier weitere Bergretter auf einem Band oberhalb der Seilschaft absetzte. Die Einsatzkräfte ließen einen Retter rund 100 Meter tief am 200-Meter-Dyneema-Seil am Seilpartner vorbei bis zum Patienten und dann mit dem Patienten weiter bis zum unteren Felsband ab, wo die beiden zuvor abgesetzten Bergretter bereitstanden. In einer fliegerischen Meisterleistung schaffte es der Pilot, den 24-Jährigen von dort aus mit einem Bergretter per Tau abzuholen und zum Landeplatz der Wehrtechnischen Dienststelle Oberjettenberg auszufliegen, wo der Heli-Notarzt und der Bergwacht-Notarzt den Verletzten aber letztlich nicht mehr retten konnten.
Der unverletzte Seilpartner konnte sich selbst abseilen und zu den beiden Bergrettern aufsteigen; „Christoph 14“ holte ihn und die beiden Retter dann mit dem kurzen Rettungstau ab und direkt danach die drei Bergretter am oberen Felsband, die in der Zwischenzeit die Abseilstrecke wieder abgebaut hatten. Die Reichenhaller Bergwacht tankte „Christoph 14“ während des Einsatzes mit dem Kerosinanhänger wieder auf. Ein Bergführer der Berchtesgadener Polizei ermittelt die genauen Umstände des tödlichen Unfalls. Die Besatzung des Polizeihubschraubers „Edelweiß $“ flog die Wand zur Unfallaufnahme ab; insgesamt waren drei Polizisten im Einsatz.
Der Verunglückte war Mitglied einer slowenischen Alpinisten-Gruppe, die sich derzeit zur Aus- und Fortbildung in der Region aufhält. Der Kriseninterventionsdienst (KID) der Bergwacht betreut nun den Seilpartner und die anderen Mitglieder der Gruppe. 16 Einsatzkräfte der Bergwacht waren von 13.45 bis 20.30 Uhr gefordert.
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